Klar sollen Kinder im Haushalt mithelfen, schließlich ist das wichtig für ihre Entwicklung und fördert die Selbstständigkeit. Und doch ist es im stressigen Alltag oft nicht ganz so einfach, besonders Kleinkinder geduldig mit einzubeziehen.
Deshalb lasst uns einmal genauer anschauen, ab wann Kinder überhaupt im Haushalt können, ob sie es überhaupt müssen und was für Vorteile sie davon haben.
- Ab wann können Kinder erste Aufgaben im Haushalt übernehmen?
- Müssen Kinder überhaupt im Haushalt mithelfen?
- Was für Vorteile hat es, wenn Kinder von klein auf im Haushalt in der Familie mitarbeiten?
- Was sollte man beachten
- Welche Aufgaben für welches Alter?
Ab wann können Kinder erste Aufgaben im Haushalt übernehmen?
Im Alter zwischen eins und vier zeigen Kinder meist von ganz allein ein großes Interesse daran, uns Große bei den alltäglichen Aufgaben zu imitieren und so zu lernen. “Ich will auch!” oder “Ich kann das schon!” sind dann Sätze, die häufiger fallen.
Diese Phase kann ganz schön anstrengend sein für die Eltern, denn natürlich ist aller Anfang schwer und es geht oft etwas daneben – und doch ist es gerade in dieser Entwicklungsphase so wichtig, dass man Kleinkindern zutraut, erste Aufgaben selbst zu erledigen und sich auszuprobieren. Auch, wenn das bedeutet, dass nachher die Küche wieder sauber gemacht werden muss. Aber wie sollen sie es sonst lernen, wenn sie nicht auch Fehler machen können und Dinge testen dürfen?
Wenn Kinder älter werden, fällt es ihnen immer leichter, auch regelmäßige Aufgaben im Haushalt zu übernehmen.
Außerdem lernen Kinder, dass sie ein wichtiges Mitglied der Familiengemeinschaft sind, wenn sie innerhalb dieser Gemeinschaft Verantwortung übernehmen dürfen.
Müssen Kinder überhaupt im Haushalt mithelfen?
Das sagt das Gesetz:
Die Mithilfe von Kindern im Haushalt ist sogar gesetzlich geregelt. Im Bürgerlichen Gesetzbuch §1619 steht:
“Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.”
Bürgerlichen Gesetzbuch §1619
Also falls ihr mal mit eurem Teenie genau darüber diskutiert, dann habt ihr jetzt die rechtliche Grundlage dafür.
Was für Vorteile hat es, wenn Kinder von klein auf im Haushalt in der Familie mitarbeiten?
Untersuchungen aus den USA zeigen, dass Kinder, die im Haushalt helfen, später im Leben davon profitieren. Sie sind im Job erfolgreicher, selbstbewusster und teamfähiger.
Die US-Wissenschaftlerin Julie Lythcott-Haims forscht seit vielen Jahren im Bereich der Erziehung. In ihrem Buch “How to raise an adult” thematisiert sie unter anderem die “Harvard Grant Study”, eine Langzeitstudie der Harvard Medical School. 75 Jahre lang wurden rund 270 Harvard College-Absolventen und deren Lebensläufe untersucht. In der Studie zeichnet sich deutlich ab, dass Kinder, die im Haushalt helfen, später gemeinnützig agierende Mitglieder der Gesellschaft werden, weil sie gelernt haben, ungetane Aufgaben zu erkennen und diese auch für die Gemeinschaft zu erledigen.
“Wenn Kinder ihre Teller nicht abspülen, lernen sie, dass es wohl jemand anderes für sie macht. Damit entgeht ihnen nicht nur die Arbeit, sondern vor allem die Erfahrung, dass jeder seinen Teil zum Ganzen beizutragen hat, weil er ein Teil des Ganzen ist.”
Julie Lythcott-Haims, Wissenschaftlerin
Auch Marty Rossmann hat am “College of Education and Human Development” an der Universität in Minnesota Ähnliches herausgefunden. Sie hat dazu 84 junge Erwachsene befragt. Diese schilderten, wann sie wie während ihrer Kindheit in den Haushalt eingebunden waren. Die Ergebnisse der Befragung wurden dem individuellen Erfolg, der Bildung, der Karriere, dem IQ und den persönlichen Beziehungen gegenübergestellt.
Das Ergebnis in allen Studien: Kinder wachsen an ihren Aufgaben und deshalb auch an Hausarbeit. Wenn Sie Ihre Kinder also in die täglichen Aufgaben, die es in einem Haushalt zu tun gibt, mit einbeziehen, dann haben diese das Gefühl, gebraucht zu werden. Sie fühlen sich ernst genommen, wissen, dass sie dazu beitragen, dass die Familie funktioniert und lernen damit etwas für das ganze Leben.
Was sollte man beachten?
Kinder brauchen konkrete Aufgaben!
Je kleiner das Kind, desto konkreter muss die Aufgabenstellung sein. “Räum dein Zimmer auf” zum Beispiel ist gerade für kleinere Kinder noch viel zu abstrakt. Sie wissen ja noch gar nicht, aus welchen konkreten Arbeitsschritten diese Aufgabe besteht und müssen deshalb erst einmal in kleineren Schritten lernen.
“Räum alle Bausteine in diese Box.” ist für Kinder viel besser zu verstehen und benennt die Aufgabe genau. Was sich bei uns auch bewährt hat, ist eine Aufgabenliste, die aus den einzelnen Schritten der Aufgabe “Zimmer aufräumen” besteht. Die kann dann Punkt für Punkt abgearbeitet werden und führt die Kinder so erstens leichter ans Ziel und zweites dahin, dass sie in ein paar Jahren alleine wissen, welche Schritte erledigt werden müssen, bis das Zimmer aufgeräumt ist.
Du bist das Vorbild
Und zwar auch in Bezug auf deine Einstellung zum Haushalt:
Siehst du die Arbeiten nur als lästige Pflicht an, vermittelst du deinen Kindern damit unbewusst, dass sie es auch als lästige Pflicht ansehen dürfen. Ich weiß, die wenigsten Menschen gehen darin auf, einen Staubsauger zu schwingen oder Toiletten zu putzen. Aber wenn man sich bewusst macht, dass man das für die Familie macht und dass einen im Anschluss eine saubere und aufgeräumte Wohnung erwartet, dann kann man sich auf das positive Ergebnis konzentrieren.
Belohnungen sind ok
Ich bin kein Freund davon, Kinder für ganz alltägliche Tätigkeiten im Haushalt zu belohnen. Tisch decken, Spülmaschine ausräumen und Müll rausbringen sollte genauso normal sein wie Bett machen oder Kleidung wegräumen.
Wenn es aber um größere Aufgaben geht wie Zimmer aufräumen oder den Garten verschönern, dann finde ich es vollkommen ok, wenn man sich mit einer Belohnung motiviert:
Das kann ein entspannter Filmabend im jetzt geputzten und aufgeräumten Wohnzimmer sein, oder auch eine kleine Grillparty im neu gestalteten Garten. Und warum sollten es nicht auch einmal die halbe Stunde mehr Medienzeit oder die Kekse sein?
Wenn wir ehrlich sind, motivieren wir Erwachsenen uns bei eher unlustigen Aufgaben doch auch: Wenn ich die Beförderung bekomme, kaufe ich mir endlich die Handtasche. Wenn ich mein Auto geputzt habe, setze ich mich erst einmal gemütlich aufs Sofa und trinke einen Kaffee.
Für bestimmte Aufgaben wie Rasen mähen oder Auto putzen gibt es bei uns auch etwas Geld: So können die Kinder ihr Taschengeld aufbessern und lernen gleichzeitig, dass man mit Arbeit auch Geld verdienen kann.
Gefahren erkennen
Gerade kleinere Kinder müssen genau beaufsichtigt werden, wenn sie im Haushalt helfen. Heiße Flüssigkeiten, Kochtöpfe, der Wasserkocher, scharfe Messer, Steckdosen, kleinere Gegenstände, die verschluckt werden können… Die Liste ist lang und achte bitte darauf, dass dein Kind sich ausprobieren kann, aber dennoch immer im Hintergrund von dir unauffällig beschützt wird.
Je kleiner das Kind, desto enger musst du es bei der Hausarbeit begleiten und beaufsichtigen!
Lass ihnen die Wahl
Wenn gerade die älteren Kinder nicht mehr ganz so bereitwillig helfen wollen, dann hilft es, ihnen die Wahl zu lassen:
Möchtest du lieber die Spülmaschine ausräumen oder die Wäsche zusammenlegen?
Wichtig ist nur, dass Kinder sich auch im Teenageralter weiterhin im Haushalt beteiligen. Nur so lernen sie, wie sie sich Mahlzeiten zubereiten können und wie sie später ihren eigenen Haushalt organisieren können.
Welche Aufgaben für welches Alter?
Mögliche Aufgaben für Kinder im Grundschulalter
- Tisch decken
- Wäsche zusammenlegen und wegräumen
- Aufräumen des eigenen Kinderzimmers nach einzelnen Aufgaben
- beim Einkaufen helfen
Beispiele für altersgerechte Haushaltspläne:
im Alter von 2-3 Jahren
- Spielzeug in die Spielzeugkiste räumen
- Bücher ins Bücherregal stellen
- Schmutzwäsche in den Wäschekorb werfen
im Alter von 4-5 Jahren
- Das Bett machen
- Blumen gießen
- Küchentisch nach dem Essen abräumen
im Alter von 6-7 Jahren
- Handtücher zusammenlegen
- Kartoffeln schälen
- Spülmaschine ausräumen
- Einkaufsliste schreiben
im Alter von 8-9 Jahren
- Wäsche waschen bzw. Waschmaschine anstellen
- Staub wischen
- Wäsche in den Schrank räumen
im Alter von 10-11 Jahren
- Badezimmer putzen
- Einfache Gerichte zubereiten
- Staubsaugen
ab einem Alter von 12 Jahren
- Boden wischen
- Einkaufen mit Einkaufsliste
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