Der Wunsch nach einem weiteren Kind.
Der unerfüllte Wunsch nach einem weiteren Kind.
Sollen wir ein drittes Kind bekommen?
Für uns war das eine Zeit lang eine der wichtigsten Fragen in unserer Beziehung. Und für viele Freunde und Bekannte auch, wie wir wissen. Aber man redet nicht so gern darüber, wenn man sich ein weiteres Kind wünscht.
Schließlich hat man schon ein Kind oder sogar mehrere Kinder, da kann die Sehnsucht doch nicht so groß sein. Man solle glücklich damit sein, ein gesundes Kind zu haben. Geschweige denn zwei gesunde Kinder. Und außerdem: Sind denn zwei Kinder nicht schon anstrengend genug?
So oder so ähnlich denken sicher viele. Verständlich. Denn jedes einzelne Kind ist ein Geschenk. Das größte Geschenk überhaupt. Und doch gibt es neben der Einzelbetrachtung auch noch die Gesamtheit als Familie. Und eine Familie kann mit einem Kind schon komplett sein. Eine andere fühlt sich aber vielleicht erst mit dem vierten Kind komplett. Das muss jede Familie für sich selbst entscheiden.
Schwierig wird es nur, wenn innerhalb der Familie verschiedene Vorstellungen über das \“Sind wir komplett?\“-Gefühl herrschen.
Die Grundsatzfrage \“Möchtest du Kinder bekommen?\“ ist jedenfalls viel populärer. Sie wird meist schon am Anfang einer neuen Beziehung zumindest schon einmal zart ausgelotet.
Denn es ist auch bei diesem Thema schon nicht mehr selbstverständlich, einen gleichgesinnten Partner zu finden, wie eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend zeigt. Danach sind 29 % der Menschen in Deutschland zwischen 30 und 50 Jahren kinderlos. 25 % davon gewollt.
Und die meisten Familien entscheiden sich dann auch für nur ein Kind.
Bei uns wurde die Frage \“Möchtest du Kinder?\“ jedenfalls etwas direkter gestellt: 1. Date, 5. Frage.
Ich war 28 Jahre alt, wollte definitiv heiraten und Kinder bekommen und hatte nach ein paar Beziehungen und einem Jahr als Single dermaßen die Nase voll von nicht entscheidungsfreudigen Männern, dass ich diesmal frühzeitig aussortieren wollte.
Männer, die entweder selbst nicht wussten, was sie eigentlich vom Leben wollten – oder es genau wussten, aber der besseren Vermarktungschancen wegen bei diesem Thema zu einem ausweichenden \“Ja, IRGENDWANN einmal möchte ich VIELLEICHT auch Kinder\“ griffen.
Ich hatte gelernt, dass die Worte \“irgendwann\“ und \“vielleicht\“ in diesem Zusammenhang ein deutliches Warnsignal waren. Sie deuteten – und diese Erkenntnis hatte mich ein paar Jahre meines Lebens gekostet – meist auf genau den Typ Mann hin, der leider so gar nicht geeignet als Vater war. Oder mich für so gar nicht geeignet als Mutter hielt.
Laut diverser Dating-Ratgeber sollte man diese Frage tunlichst vermeiden. So circa die ersten 50 Dates lang. Denn sie würde potentielle Kandidaten verschrecken.
Ich wollte mich aber nicht länger Ratgeber konform verhalten und weitere Jahre an einen \“Ja, vielleicht irgendwann-Mann\“ verschwenden. Denn erfahrungsgemäß war die Wahrscheinlichkeit zwar hoch, dass er tatsächlich irgendwann Kinder wollte – nur leider nicht mit mir. Mein Fehler, die Frage war ja auch immer sehr allgemein formuliert gewesen.
Mein Mann allerdings hat auf diese doch recht forsche Frage erfreulich schnell und eindeutig mit \“Ok, das möchte ich auch.\“ geantwortet. Was die generelle Kinderfrage betraf, waren wir uns also sehr schnell einig.
Nun ging es im Laufe der ersten gefühlsbeduselten Beziehungs-Monate darum, die hoffentlichen quantitativen Gemeinsamkeiten zu bestimmen. Ihr kennt diese Phase sicher auch, die aus der romantischen Namenssuche und dem verbalen Malen genetisch gemischter Gesichter besteht.
Meist kommt am Ende ein Geschwisterpärchen dabei heraus, ganz klassisch, Mädchen und Junge. Oder Junge und Mädchen. Eher selten Mädchen und Mädchen oder Junge und Junge.
Oder gar Zwillinge.
So bekam ich dann auch von meinem Mann den Klassiker zu hören: Er wünschte sich erst einen Jungen als großen Bruder und dann ein Mädchen.
Ich hingegen war mir sicher, dass ich zuerst ein Mädchen bekommen würde (mehr dazu hier). Ganz sicher war ich mir. Und dann sollte auf jeden Fall noch ein Junge dazu kommen. Und gern auch noch ein drittes Kind. Und ganz eventuell noch ein viertes. Ich träumte nämlich immer schon von einer ganzen Kinderhorde.
Das war dann der Punkt, an dem unsere Vorstellungen ein wenig auseinanderdrifteten.
Leicht geschockt stellte der Mann damals klar, dass für ihn definitiv nur zwei Kinder in Frage kämen. Und ich dachte mir, typisch Frau: \“Schauen wir erst mal…\“
Dann kam das erste Kind. Zu meiner Überraschung und seiner Freude ein Junge. Ein Jahr später war ich wieder schwanger – mit dem zweiten Jungen.
Ich weiß, man sagt immer \“Hauptsache gesund!\“ und noch viel mehr meint man es auch so, aber ich hatte mich seitdem ich denken kann so sehr (auch) auf eine Tochter gefreut, dass ich jetzt in Anbetracht der rigorosen Zwei-Kind-Politik meines Mannes etwas verzweifelte.
Natürlich freute ich mich auch auf und über unseren zweiten kleinen Kerl, darauf, dass wir bald ein wunderbares Jungsgespann haben würden.
Aber ich spürte jetzt schon, dass mir trotz allem etwas fehlen würde, wenn es bei den zwei Jungs bliebe. Und dieses Gefühl verging nicht mehr. Im Gegenteil, es wurde immer stärker.
Erst kamen die durchgeschlafenen Nächte wieder und damit auch mehr Energie für mich. Dann kamen die freien Vormittage, die mich zur Ruhe kommen und die harten Phasen der vergangenen Jahre vergessen ließen.
Und dann kam immer stärker der Wunsch in mir auf, dieses unfassbare Wunder des Lebens noch einmal erleben zu dürfen. Und zwar völlig unabhängig davon, welches Geschlecht dieses Wunder haben würde.
Ich wollte einfach noch einmal schwanger sein dürfen, bis zum Ende diesmal. Und ich wollte noch einmal stillen. Ich wollte die Bewegungen eines anderen Menschen in meinem Bauch spüren können. Noch einmal eine Geburt erleben. Noch einmal einen kleinen Menschen zu unserer Familie hinzufügen.
Denn zu viert fühlte Sicht unsere Familie noch nicht komplett an. Da fehlte noch etwas – nein: Jemand!
Ich spürte mit aller Macht, dass ich ein weiteres Kind wollte. Und zwar mit einer so ursprünglichen und instinktiven Macht, dass ich selbst darüber verwundert war.
Und mittendrin im schon beginnenden Schwangerschaftsbauch-Neid war da immer auch wieder dieser Gedanke an rosa.
Ich liebe meine Jungs über alles und bin stolz und dankbar dafür, dass ich ihre Traumfrau sein darf. Ihre erste große Liebe, die sie so rührend stark auf ihren kleinen Händen tragen wollen. Ihre Mama.
Und doch war da der starke Wunsch nach einer Tochter. Ich wollte das Wunder des Lebens auch gern noch einmal in weiblich erleben dürfen.
Auf jeden Fall sorgten diese ganzen Emotionen dafür, dass ich monatlich Trauer verspürte, wenn ich wieder einmal die Tampons hervorkramen musste. Und zwar monatlich zunehmende Trauer.
Doch der Mann blieb bei seiner Skepsis und malte uns das Horrorszenario \“drittes Kind\“ in dunklen Farben aus. In ihm tobten die Ängste, die besonders die zweite Schwangerschaft und ganz besonders die Geburt hervorgerufen hatten.
Ich teilte meine zunehmende Trauer drängender mit – er versuchte mich hinzuhalten. Und so kollidierten meine Trauer und seine Ängste im Laufe der Monate immer häufiger.
Irgendwann bekam ich Angst davor, dass mir die Zeit davonlief. Und ich spürte genau: Würde mir die Zeit die Entscheidung abnehmen, dann würde ich mein Leben lang etwas vermissen.
Zusammen mit all meinen Argumenten und Emotionen teilte ich diese Befürchtung meinem Mann mit. Und zum ersten Mal sah ich, dass er auf einmal verstand. Er sah jetzt, wie groß die Sehnsucht war. Und wie tief der Kinderwunsch.
Ich erklärte ihm, dass es meiner Meinung nach nicht richtig war, wenn man erst eine Frau zur Mutter verwandelt und sie Symbiosen mit den Kindern eingehen lässt, um dann die Sehnsucht nach einem weiteren Kind rational beschneiden zu wollen.
Man kann diese tiefen und ursprünglichen Emotionen und Instinkte nicht mit Rationalität zur Raison bringen.
Das wurde ihm in dem Moment bewusst. Er öffnete sich dem Gedanken an ein weiteres Kind. Und dann versuchte er sogar, seine Ängste wegzusperren.
Dies klappte mal mehr, mal weniger. Besonders, als ich dann tatsächlich wieder schwanger wurde. Am Anfang war da neben einer großen Freude auch Angst. Wie sollte es anders sein. Doch mit jeder weiteren Woche kam eine unglaubliche Freude hinzu. Und zwar bei der ganzen Familie.
So richtig weg waren die Ängste bei uns beiden aber erst in dem Moment, als dieser dritte, perfekte kleine Mensch geboren war.
Und mit unserer kleinen Tochter kamen so viel neues Glück und Heilung in unsere Familie, wie wir es uns vorher nie hätten vorstellen können.
Alle Befürchtungen haben sich als komplett nichtig erwiesen. Und das Gegenteil ist eingetreten: Wir alle sind nach schweren Zeiten wieder gesund geworden.
Jetzt fühlt sich alles passend an und momentan ist da ein richtiges Komplett-Gefühl. Wir sind alle überglücklich und froh, dass wir diesen Menschen nicht haben vorüberziehen lassen, sondern ihn in unsere Familie aufgenommen haben.
Leid tun mir aber immer wieder andere Frauen, die auch diese Sehnsucht nach einem weiteren Kind in sich tragen. Und bei denen auch der Mann rationale Schranken setzt. Ich erkenne einige unserer Befürchtungen bei ihnen wieder. Und ich sehe die tiefe Sehnsucht, die oftmals besonders die Frauen haben.
Wie sie versuchen, die Emotionen nach außen zu unterdrücken, indem sie die sachlichen Argumente der Männer als ihre eigenen vortragen. Und jedes Mal tut es mir so leid, dass sie vielleicht für immer die unerfüllte Sehnsucht nach einem weiteren Kind in sich tragen werden.
Kennt ihr auch Frauen, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben? Oder habt ihr es sogar selbst so erlebt? Wie steht ihr dazu?
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